Nordeck, der Gründer von Zella St. Blasii?

Nach älteren Aufzeichnungen und auch heute noch wird die Vorstellung vertreten, dass man die Entstehung der Ortschaft Zella St. Blasii den Grafen Gebhard von Nordeck. zu verdanken habe.  Nach dem Inhalt der Urkunde aus dem Jahre 1111 wie auch in der Bestätigungsurkunde 1112 ist neben dem erwähnten Bifang (Wald / Mehlis) die „Celle“ sowie die „“Kirche“ erwähnt. Es trug sich zu, dass Gebhardt Nordeck die dem Blasius geweihte „Celle“ bei Mehlis baute und Abt Ernst die Kirche St. Blasii. Letztere weihte der Bischoff Erlong laut Urkunde vom 14.Mai 1112. Damit ist die „Reinhardsbrunner Abtei Cella s. Blasii Tauf- und Begräbnisrecht zuerkannt und den Neubruchzehnten geschenkt worden.
Landesarchiv Gotha , Geh.Arch.QQXuVa Nr.1085: Stumpf Acta Maguntina Nr.6 aus Kopie
Die Zelle habe Nordeck dem Kloster Reinhardbrunn übergeben woraufhin das Kloster diese einem Probst der Aufsicht anvertraute. Bei den Bifang (Mehlis) bei dem heutigen Zella und den Bifang worauf die Celle errichtet, hat es sich um ein mütterliches Erbe des Gebhardt von Nordeck gehandelt.

G. v Nordeck ist der letzte Vertreter des Geschlechtes von den Herren der Nordeck gewesen, Sohn der Hildegard, zuerst die Frau des Grafen Poppo I. von Henneberg und nach dessen Tod Ehefrau des Thimo von Nordeck. (Vater des G.) G.v. Nordeck blieb ohne Erben und soll sein ganzes Erbe dem Hauskloster Reinhardsbrunn zugedacht haben.

 

Spangenberg Chronika 1599

Von den Gebhard Nordeck wird ohne Beweis berichtet das er eine Burg auf dem Ruppberg fortgerissen und von den Steinen die Zelle bzw. die Kapelle gebaut habe. Ohne Beweis ist auch, dass auf dem Ruppberge bei Zella eine Burg gestanden hat.
In der „Rapsodiae Chronicon Hennebergicum“; 1755, zur Erläuterung der Spangenbergischen Chronik heißt es: „[…] Dieser Gebhard von Nordeck zerstöret das Schloß Ruprecht (5.) unter der bloßen Läuben gelegen am Thüringer Wald, nicht weit von dem Dorff Melis und stifftete daraus eine Kirchen in St. Blasii Ehre, welche noch auf diesen Tag St. Blasius Zell heißt. Übergab und zueignete dieselbe aus Andacht dem Kloster Reinhardsbronn, auch hat er die beiden Kirchen zum Heinrichs und Albrechts (welche zwey Dörffer noch auf den heutigen Tag Hennebergisch sind) im St. Ulrichs und Nikolai im Ehr erbauen lassen.

Über den Tod von Gebhardt Nordeck besteht Uneinigkeit. Lt. Spangenbergs „Hennebergische Chronika, 1599 (Hennebergische Chonika von Spangenberg; ANNO M.D.XCIX), sei er 1120 „jämmerlich erwürgt“. M. Johann Ludwig Heim schreibt wiederum in seiner Hennebergischen Chronik 1776 „1115 soll dieser Gebhard im 35. seiner Jahre gestorben sehn. Der Boseckische Mönch meinet, diese Handlung habe Gott übel gefallen, dahero sey er ohne Erben durch den Tod weggenommen worden.“
Dersrelbe  Mönch erwähnt das „Schloss Ruprechts, so unter den Ruppberg und der bloßen Laube gelegen, und von Herrn Ruperto von Nordeck […] erbauet und genennet sein soll. Etliche wollen auch, daß der Ruppberg den Namen von ihn haben soll, gleich wie der andere Berg darneben, der Hermanberg, von einem Grafe von Henneberg, Hermann, welcher weiland die Landschaft des Orts miteinander getheilt gehabt.“

Ich bin davon überzeugt, dass vor dieser Namensgebung der Bifang des und bei dem heutigen Zella anders geheißen hat. Ein Bifang ist ein Stück in Besitz genommenes Land woraufhin i.d.R. die Rodung erfolgt und die Kultivierung beginnt. Bauern bekommen dafür von den königlichen Ländereien Flächen zur Verfügung gestellt, die sie dann auch bewirtschaften / bewohnen können.
Die Bifänge an / bei / Zella und Mehlis (Mels / Wald) sind durch die Reinhardsbrunner Urkunden genannt. Dann wird der, später mit der Celle bebaute Bifang, unter den dort sich bereits angesiedelten Leuten vielleicht nach den Bauer des ersten oder größten Hofes benannt gewesen sein. Das ließe sich dann aber nicht mehr nachvollziehen, weil die Bezeichnung nur unter den ersten (ansonsten rechtlosen) Ansiedlern erfolgt ist. Die sich bei den Bifängen schon angesiedelten Bauern sind wegen der darauf errichteten Celle (Zella) nicht fortgejagt worden. Vielmehr hat die Celle (Bethaus) seine entsprechende Funktion und der beauftragte Mönch neben einigen "Brüdern durch die ansässigen Bauern samt Organsation, einen Nutzen.
Ein Beweis liefert die Urkunde aus dem Jahre 1112 selbst. Quelle ungedruckte Regesten, Geschichte Frankens, aus sächsischen Archiven, W. Rein 1863 1112, 14. Mai Das Kloster Reinhardbrunn - so erklärt es W. Rein 1863 - habe in der Zelle (Bethaus) einen Probst gehalten, nebst einigen Brüdern, die den Gottesdienst besorgen. Die Zelle ist demnach angelegt, wo sich 1111 / 1112 schon Menschen angesiedelt hatten.
Bischof Erlong von Würzburg erteilt 1112 auf Bitte des Abtes Ernst von Reinhardsbrunn der Zella St. Blasien mehrere Privilegien, welche er selbst geweiht hatte (oratorium (=Bethaus) in hinorem domini et St. Blasii consecravimus). Dann bestimmt der Bischof das kein anderer Advokat sein darf […] als bey das Kloster wolle […] und gibt dem Bethaus das Recht zu taufen und zu begraben. Zugleich wird jedermann gewarnt den Platz zu beunruhigen und zu berauben.
Gebhard v. Nordeck hat die Besitzungen bei der Cella und bei Mehlis zum Zeitpunkt der Erwähnungen 1111 / 1112 schon gehabt, nämlich von den Vorfahren geerbt.  Bauern haben Land schon zur Verfügung gestellt bekommen, die es nutzbar gemacht und sich darauf eine Behausung gebaut haben. Für den Bau der Zelle in Form eines Bethauses ist ein Flecken (Bifang) innerhalb seiner schon von Bauern genutzten Gebietsbesitzungen ausgesucht worden, der nach Blasius geweiht und dann deshalb so genannt worden ist.  Nordeck ist sonach lediglich mit der Grund der Namensgebung „Zella St. Blasii“, nicht jedoch der Ortsgründer.