Der Totenweg -  Mythos oder Wahrheit?

Aussage
Prof.Dr. A. Petermann 1885, in „Mitteilungen“, Band 2
[…] Bis 1491 wurden die Toten in Ebertshausen (Dronke Trat. Fuld.p311) beerdigt. […] Petermann bezog sich hierbei auf die Einwohner / Verstorbenen von Suhl.

Erstmals den Totenweg erwähnt haben die Geschichtsschreiber Dietmann, Johann Matthäus und Großsch. Überhaupt nicht erwähnt haben es vorherige Geschichtsschreiber wie M.J. Zehner, und J. Wendel.
Der bekannte Historiker Schultes (*1744 -1821) übernimmt diese Überlieferung nicht, wahrscheinlich deshalb, weil er dafür keinerlei Beweise fand.
Dietmann, Matthäus und Großsch scheinen sich die Informationen voneinander genommen und jeweils in ihren Werken aufgeführt zu haben, dass es einen Totenweg gegeben habe, auf dem die Verstorbenen von Suhl mühsam über den Wald und über die Berge bis nach Ebertshausen transportiert worden seien. Einer von den genannten Historikern kam wohl zu dieser Schlussfolgerung, weil Ebertshausen wie Suhl Vicarien (Filialen) von der Pastorei zu Schmalkalden gewesen sind. Werther befand die gut begründeten Aussagen und die Schlussfolgerungen auf einen tatsächlich bestandenen Totenweg als „genügenden Beweis“ und schrieb dies 1846 in der Chronik der Stadt Suhl nieder.

Es ist durchaus möglich, dass der auch für die anderen Ortschaften zuständige, in Ebertshausen ansässige Pfarrer in die Ortschaften gegangen und dort die Beerdigungen stattfinden lassen hat. Mir erscheint es anders nicht logisch weil auch nachfolgend eine Grabpflege für die Hinterbliebenen aus anderen Ortschaften wegen der großen Entfernung zum Beerdigungsort doch sehr aufwendig gewesen wäre.
Einen eigenen Friedhof soll Suhl allerdings zunächst nicht gehabt haben. Dieser sei erst angelegt im Jahr 1491 mit der Vollendung des Kirchenbaus.

Belegbare Beweise gibt es für alle Überlegungen nicht.


Kirchengeschichte Ebertshausen
Im östlichen Dorfteil auf einer Anhöhe des Kirchberges, steht die Kirche ohne Namen, die zu einen der historischen Baudenkmäler des Ortes gehört. Man geht davon aus, dass die Ebertshäuser Kirche mit ihren romanischen Baustilelementen um 1100 durch das Kloster Fulda errichtet wurde. Sie ist mit einer der ältesten im ganzen damaligen Henneberger Land. Da Ebertshausen jedoch bereits 838 bezeugt ist, wird es ein Gotteshaus, wenn auch nicht in dieser Form, vielleicht aber an gleicher Stelle, viel früher schon gegeben haben.

Das älteste Inventarstück sei der Taufstein, welcher mit der Aufschrift „um 1100“ versehen ist.  Die erste Orgel soll aus der Vorreformatorischen Zeit stammen. Die Entstehung der drei Steinreliefs an der Nordwand schätzt man auf das Ende des 13. Jahrhunderts. Es werden die Apostel Petrus mit Schlüssel, Andreas mit Kreuz und Bartholomäus dargestellt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrmals umgebaut. So befand sich z.B. im Mittelalter der Altarraum im Kirchturm. Ein romanisches Fenster hatte sich an der Südwand befunden, wo in der gotischen Zeit die Sakristei angebaut war.

In jener Zeit, als umliegende Ortschaften noch nicht über eine Pfarrkirche  verfügten, kam alle 4 Wochen der Hauptgeistliche aus Ebertshausen sonntags in die einzelnen Orte um zu predigen und um kirchliche Handlungen vorzunehmen. Eng verbunden war Ebertshausen deshalb vor allem mit Benshausen, Suhl (wozu früher auch deren Ortsteile gehörten) und Viernau.

Aus Wichtshausen, Dietzhausen und Mäbendorf kamen im dreißigjährigen Krieg die Einwohner nach Ebertshausen in die Kirche. Grund war deren gewohnter und vertrauter Prediger Johann Zeis, welcher ab 1634 drei Jahre als Pfarrer in Ebertshausen agierte. Dietzhausen und Mäbendorf sind zu Wichtshausen eingepfarrt gewesen. Doch die dortige Pfarrei und die Kirche sind von den Kroaten vernichtet worden. Die Bewohner aller drei Orte hielten dem Pfarrer bis zu seinem Ableben im Jahr 1537 die Treue. Danach wurden sie zur Parochie Albrechts geschlagen.

Ebertshausen hatte selbst nach der Reformation noch einen eigenen Pfarrer.
Erst nach dem Tode des Pfarrers Zeis, wurde die eigene Pfarrerstelle aufgehoben. 1654 wurde Ebertshausen als Filial zu Benshausen geschlagen. Von da an waren die Pfarrer immer bestellt, zu Benshausen mit Ebertshausen.


Litaratur / Quellen:

  • Kirchen- und Schulen-Staat des Fürstenthums Henneberg alter und mitlerer Zeiten : deme beygefüget I. Eine panegyrische Vorstellung der Stadt Meinungen und derer hochfürstl. Sachsen-Meinungischen Lande, II. Hennebergia numismatica in etlichen lateinischen und teutschen dissertationibus; Verfasser:  Weinrich, Johann Michael (1683-1727),