Hirtenzeche Mehlis
Mehlis stand an einigen Forstorten im damals kurhessischen Steinbach-Hallenberg die Rindviehhut zu und konnte wöchentlich zweimal den Brautkopf, den Reisweg, den Ruppberg, den Brandenstein und den Schützenberg benutzen.
Mehlis durfte aber auch das Rindvieh im Zeller, Dietzhäuser und Benshäuser Forst weiden lassen. Das Weid- bzw. Hutrecht auf den Wiesen im kleinen Dorf Bermbach hatten die Hirten von Viernau, Steinbach, Herges und ebenso Mehlis. Bermbach entrichtete auch Hutgelt an die Rentei Steinbach.
Wegen der aus dem Mittelalter stammenden *Hute- oder Weidegerechtsame auf kurhessischen Grund und Boden in der Herrschaft Schmalkalden war auch der damals gothaische Marktflecken Mehlis verpflichtet jährlich 2 Taler Triftgeld an die Rentei Steinbach zu leisten. Nur hatte es mit der Mehliser *Hute- oder Weidegerechtsame im Steinbacher Forst eine besondere Bewandtnis. Nur mit Mehlis bestand noch die Abmachung der Zeche, dass der Ort alle 7 Jahre ein festliches Essen auszurichten hat.
Die „Zeche“ an sich hat ihren Ursprung in einer ganz alten Sitte. Unsere mittelalterlichen Vorfahren hatten eine Leidenschaft für Gerstensaft und v.a. Wein. Ein abgeschlossener Kauf oder ein anderer Vertrag wurde mit einem gemeinsamen guten Trunk besiegelt. Aus so einem Brauch heraus entstand im weitesten Sinne das sich alle 7 Jahre widerholende Hirtenfest in Mehlis. Doch eigentlich ist damit nur verbunden gewesen, dass alle Beteiligten an einem Ort zusammenkommen um in regelmäßigen Abständen gemeinschaftlich zu überprüfen, ob der Rezess in den abgelaufenen Jahren richtig betrieben worden ist. Dabei sollten die Teilnehmenden auf Kosten von Mehlis bewirtet werden.
Nun ist die Ankunft einer solchen Menge von beteiligten Leuten aus den dazugehörigen Umkreis in den Flecken Mehlis schon ein aufsehenerregendes Ereignis gewesen und es war schnell nicht nur mit einem guten Essen und Wein bei der Zusammenkunft abgetan.
Ein vom Ablauf her festgelegtes Festessen wie es das im Sommer 1825 zuletzt gegeben hat wird hier beschrieben:
Hessischen Beamte, Förster und Forstkandidaten, Forsthäusern und Hirten nahmen mit einem von jedem einzelnen ausgesuchten weiteren Gast daran teil. Ein solcher namens Leonard Müller ist von dem Landrat zu Schmalkalden mitgenommen worden. Er erzählt wie die Feier abgelaufen ist: Sie ritten von Schmalkalden zunächst nach Steinbach-Hallenberg wo sich von überall her noch andere Eingeladene eingefunden haben. Der Zug setzte sich dann gemeinsam nach Mehlis fort. Mit Glockengeläut wurden sie in Mehlis empfangen. Von den Gastgebern wurden die Gäste ins Rathaus geführt wo im oberen Stock der Festsaal gewesen ist. Alle Gäste von außerhalb erhielten ein Nachtquartier irgendwo in der Stadt Zella oder Mehlis wo die Einwohner gerne Gastgeber gewesen sind. An der Festtafel nahmen etwa 50 Personen teil. Danach begab man sich laufend zum Amtshauptort Zella. Zum Kaffee hatte man sich wieder an der Tafel im Rathaus in Mehlis eingefunden, wonach bis zur Morgendämmerung zum Tanze aufgefordert war. Zur Verabschiedung gab es morgens neben der Dankrede noch einen Trunk vor dem Gasthaus, und alle Gäste ritten wieder davon.
Nach 1756 hat es eine Pause gegeben, weil es nicht rechtens abgelaufen ist. Der für Dermbach zuständige Oberförstermeister aus Schmalkalden hatte eigenmächtig ohne Einbeziehung des Amtes Hallenberg ausgeschrieben. 1764 ist es aber weitergegangen. Von 1807 bis 1818 ist das Fest nicht abgehalten wurden, danach wieder aber im Jahre 1825 zum letzten Mal. 1825 hatte die Gemeinde Mehlis dann einen Antrag gestellt anstatt der Hirtenzeche mehr an Taler Hutgeld zu leisten, wozu 1826 die Genehmigung erfolgte.
Das Hirtenfest in Zella-Mehlis
Die Anregung der Rinderhaltung soll der Grund gewesen sein, 1943 wieder ein Hirtenfest, später mit integrierten Hirtenblaswettbewerb (1953-1973) einzuführen. Woanders steht: […] ließen die Einwohner das traditionelle Hirtenfest anlässlich der 100. Wiederkehr der Anstellung des ersten Gemeindehirten wiederaufleben […], als Volksfest mit historischem Festzug.
Die Hirtenblasen – Wettbewerbe wurde zur Folklore und 1973 das Hirtenblasen so weitergepflegt.
Quellen:
• Die Hirtenblasen – Wettbewerbe wurde zur Folklore und 1973 das Hirtenblasen so weitergepflegt.Die Herrschaft Schmalkalden, Band 5, F.D. Zillcher, 1832
• „Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung" ; Ernst Stahl, 1995. (Hirtenfest ausführlich beschrieben)
• Zeitschrift des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde, A. Freyschmidt, 1874