Die Ortsnamen Zella, Mehlis, Benshausen, Ebertshausen

Die wichtigste und zuverlässigste Quelle sind die Ortsnamen, die im  Laufe der Zeit oft verschliffen sind, aus denen wir im Ursprung die Art und Weise sowie den ersten Umfang der Ansiedlung ermitteln können. Manchmal sind die Namen so verschliffen, verstümmelt und verkürzt das man daraus den heutigen nur schwer erkennen kann. Auch besteht die Gefahr von Verwechslungen.
Mit der Bildung des fränkischen Reiches und dem Ende der Völkerwanderung gehen etliche neue Ortsgründungen einher. Im Fränkischen weißen die Ortsendungen wie- hausen,- bach, -heim, -berg, -feld darauf hin. In der Zeit der Klostergründungen schritten die Rodungen und der Landesanbau fort. In dieser Periode beinhalten die Ortsnamen oft in der letzten Silbe beispielsweise –burg, -kirchen, -rode; - zell. In diesen Zusammenhang, bei der Schließung auf ältere Ansiedlungen und auf das Ortsalter nicht außeracht zu lassen sind die *1Wüstungen und Dingen, die Namen der Berge, Flüsse, Bäche und Wälder in der Gegend.

Zella

Zella St. Blasii: Ausgehend von einer „Celle“ lat. „Cella“.
Die Zelle bezeichnet im Mittelalter ein mit einem Kloster verbundenes kleines Haus oder meist auch nur eine Kammer, das von einer Person / einem Mönch aus einer außerhalb befindlichen Klostergemeinschaft benutzt wird. Es konnte aber auch eine kleine Niederlassung gewesen sein. Weitere Möglichleiten: Bezeichnungen von Wohnungen der Kloster- und Waldbrüder.; Seelsorgestationen der Mönche und als sie aufhörten Seelensorgewohnungen zu sein sind in die leere Zelle andere Geistliche eingezogen oder Wohnungen von Missionsmönchen.
Der Inhalt der Reinhardsbrunner 1111 / 1112 Urkunde bestätigt das es sich um ein Bethaus (Oratorium) gehandelt hat.

Celle Sancti Blasii“:  Sankt (St.): als vorangegangener Namenszusatz von dem Heiligen. „Blasii“ für Blasius, zu Ehren dessen die Mönchzelle errichtet wurde. Die Reinhardsbrunner Urkunde 1111 sagt wörtlich aus: „An diesem Ort ließ er für den ehrwürdigen Abt Ernest ein (1)Oratorium errichten und weihte auf dessen Wunsch noch am selben Tag den oben genannten (2)Märtyrer St. Blasius zu Ehren des heiligen Märtyrers Blasius. […] trug zur Ausstattung dieser Kirche bei, ein weiterer (3)Bifang an einem anderen Ort, nicht weit davon entfernt […]

(1) Bethaus, Kann ein kleines Kirchlein, eine Kapelle oder ein Raum für das Gebet gewesen sein.
(2) Bei dem Namensgebenden
Blasius handelt sich um den Heiligen Blasius, Bischof und Märtyrer von Sebaste, Armenien, ein Arzt und Nothelfer. Der Legende nach litt er unter der Christenverfolgung und ist wegen seinem Mut und seiner Hilfe gegenüber jedermann ob arm oder reich, trotz Pein seit dem 6. Jahrhundert (hier seit dem 9 Jahrhundert) sehr verehrt. Ihm zu Ehren sind etliche kirchliche Einrichtungen „Blasius“, „Blasii“, St. Blasien o.ä. genannt.
(3) Hier ein
Bifang im oder bei dem Wald Elisis (siehe Mehlis). Bifang ist eine von Bauern gerodete nutzbar gemachte Fläche.

Mehlis

Mehlis: „Elisis“ ein nahe dieser Celle (Zella) gelegenes Waldstück, das heutige Mehlis. Elisis [= Wald]; Silua; Irgendwas am / beim / um den Wald oder direkt ein Fleck des Waldes betreffend.
Später gekürzt zum elissi (Wald) → Melisis → später Melis → später Mehlis.
1210 in einer Urkunde „Gunterus de Mels“ bei Streitigkeiten bei einem hennebergischen Bescheid mit dem Probste zu Zella St. Blasii, wegen Besitzungen in Mittelstille. Mehlis scheint von Beginn an eine Zubehörung der Celle gewesen zu sein, zuerst als Waldgebiet bei der Celle, aber schon eine Rodung und vielleicht schon mit einem ansässigen Bauern darauf.


Benshausen und Ebertshausen

Über die Erklärung des Namens „Benshausen“ sowie auch „Ebertshausen“ herrscht Unklarheit, die sich auch den Forschungsstand zur Entstehung des Ortes widerspiegelt. Dennoch einige Erklärungsversuche:
Orte mit den Namensendungen - hausen kommen mit am häufigsten in Deutschland vor. Sie müssen nicht unbedingt aus den Fränkischen stammen. Allerdings liegt die Hauptverbreitung dieses Namenstypus um Suhl und um Erfurt, sodass Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Namensendung auf die fränkische Besiedlung zurück zu führen ist. Aber auch in nichtfränkischen Gebieten kam man auf die Idee ihren Siedlungen „, -hausen“-Endungen anzuhängen.

Da die Grundwörter im Laufe der Geschichte oft bis zur Unkenntlichkeit verschliffen sind (zum Beispiel Ben-, Benno-; Bensen-, oder -hausen; -husen; -havsen; -husin   etc;) lassen in vielen Fällen nur die ältesten urkundlichen Belege eine sichere Zuordnung zu.
Das Grundwort, aus dem der Ortsname entstanden ist und aus dem sich mundartlich der heutige entwickelte, kann auch ganz anders geheißen haben. Wie wäre es mit Benhofen. Wobei der die erste Silbe auf einen Grundherren und die zweite Silbe auf seinem Hof oder den ersten auf seinem Grund gebauten Hof hinweist. (hofen = als Einzelhof oder Gruppe von Gehöften angelegte Siedlung). Oder Ben/shoven (hoven= Mehrzahl von Hof, Ansammlung von Gehöften). Dann hätten wir für die Namensendungen noch folgende Varianten:  -husun, -husin, -huson. Diese haben die gleiche Bedeutung wie -hausen, nämlich "Bei den Häusern" oder "Bei dem Haus" Das Haus oder der Hof als Haupt- oder Zentralgebäude. Fazit: "Bei dem Haus / Bei den Häusern von Ben / Benno / Bensen" etc.

Der Name Benno wird allerdings auch im Zusammenhang mit dem Vorhandensein einer Kapelle erwähnt, die noch älter gewesen sein soll als die Kapelle in der Pfarrgasse. Im Mittelalter um 1000 soll zu Ehren des Grafen von St. Benno (auch Abk. f. Benedikt) von Boltenberg diese Kapelle am Heiligenberg (Wurzelberg) erbaut worden sein. Benno hatte starke Kontakte zu Benshausen und agierte zuweilen dort. Es kann aber auch sein, dass Benno diesen Kapellenbau nur veranlasste. M.R. Berndt vermutete, dass dieser Zeitpunkt um 1000 etwas mit der Namensgründung und mit der Gründung unseres Ortes zu tun haben könnte. Einen Beweis dafür hat er nicht gefunden.

M.R. Berndt hatte noch andere Erklärungen: (Heimatkundliche Betrachtungen 1914) Zitat: "Die Deutung kann auf verschiedene Weise geschehen. In früheren Zeiten war unsere Umgegend namentlich das Gebiet am Hammer und am Rasen, mit Riedgräsern und Binsen, bei uns Bensen genannt, bestanden. Danach soll man den Ort Benshausen geheißen haben.
Auf dem Siegel des 17.Jhr. ist Benshavsens genannt. Dies könnte von mundartlicher Bedeutung gewesen sein. Ebertshausen erscheint in verschiedenen Akten auch als: Eberhartshausen; Eburichteshausen; Ebaricheshusen.

Nun wird immer wieder die Sage von den 3 Brüdern Benno, Eberhard und Dietrich erwähnt. Bis heute greifen unsere Einwohner darauf zurück, wenn sie den Ortsnamen zu erklären versuchen. Und auch heute noch wird diese Überlieferung in neueren Lektüren nachgeschildert. Da es 3 Brüder gewesen sein sollen, müssten all die damit in Verbindung gebrachten Ortschaften ja in nah zueinander gelegener Zeit entstanden sein. Während Ebertshausen 838 und Dietzhausen sogar schon 816 belegt ist, findet sich Benshausen erst mehr als 400 Jahre später. Zu unserer Zeit nicht auffindbares Urkundenmaterial lassen keine Beweise zu.

Wenn man schon solch eine Betrachtungsweise benutzt kann man nicht erst viel später gebräuchliche Namen einbeziehen. Man muss die Redensart und Schreibweise aus der vermuteten Zeit beachten. Es kommt die älteste gebräuchliche althochdeutsche (750 – 1050) oder die nachfolgende mittelhochdeutsche (1050 – 1350) in Betracht. Da gab es nämlich noch keinen Eberhard, Dietrich oder Benno. Sie hätten dann allenfalls Bënzo ahd., Berohart, (Abk. f. Bëranhard, Bernhard); Everhard (ab 834), Eberhardus (ab 1237), Ebuhardi und Diotrihi (ahd.) oder Thinta altfränkisch für Dietrich geheißen. Alle Namen die mit Ben.. beginnen wie Benn, Bernt etc. waren ursprünglich aus Berno abgeleitet. Da in allen Fällen außer Benshausen eine sehr frühe Entstehung bezeugt ist, kann man nur auf die Namen des entsprechenden Zeitalters schließen.

Auffallend sind die Wortendungen der Wüstungen in unserer Gegend, die nichts mit den heutigen Ortschaftsnamen gemein haben. Zwischen den..."hausen" - Namen finden sich weitere Varianten mit den Schlussbuchstaben "s" oder "z" wie Mehltz (heute Mehlis), Christes, Albrechts, Heinrichs, Herges. Dann treffen wir noch auf eine weitere Variante, die wahrscheinlich nicht von Personennamen herstammen wie Rohr, Dillstädt, Bermbach, Viernau etc., sondern die wohl nach irgendeinem damaligen markanten Kennzeichen in dieser Gegend benannt sind.
So lassen sich die Ortschaften in unserer Umgebung mindestens in 3 Kategorien einteilen, die jeweils zeitnahe entstanden sein müssten. Benshausen dürfte sich nach dem heutigen Stand deshalb in die „-husen“ Kategorie und ebenso in das 9. Jahrhundert mit einordnen lassen.