Wüstungen sind verlassene bzw. aufgegebene Landesflächen, die vor der Neuzeit einmal besiedelt oder bewirtschaftet waren. Das Wissen hat man entweder von zufälligen Entdeckungen (Flächen von Wald und Buschwerk überwachsen), von urkundlichen Erwähnungen (Namen, die in der späteren Geschichte nicht mehr auftauchen) oder ab dem 19. Jahrhundert durch wissenschaftliche Messmethoden und Auswertungsverfahren. Wüstungen können verlassene bzw. aufgegebene Besiedlungen aber auch Äcker und Wiesen sein, die einmal bewirtschaftet wurden. Eine Flurwüstung ist ein aufgegebenes Ackerland. Eine Siedlungswüstung ist eine völlig aufgegebene örtliche Ansiedlung.

Ich will hier nur insbesondere Kröhles und Altenfeld aufgreifen weil ich mit den von biser Bensäuser Historikern gegebenen Informationen nicht einverstanden sein kann und die Wahrheit finden will. Ansonsten wird über Wüstungen inzwischen viel berichtet.

Erwähnte Wüstungen die entweder zu Benshausen gehörten oder sich in der Nähe befinden, sind: Kröhles o. Kröhlis; Echmain; Altenfeld (Alteveylt); Eschenberg (Eschingberg); Sessles; Lochthal (Ebertshausen), Lichtenau, Bernbruch, Bertholdes, Betlers, Betlersmühle  sowie das Vorwerk Siegerts, welches letztmalig 1571 erwähnt ist, als der Besitzer  Wolf Grimm von Benshausen war.

Kröhles (Crewelingen) und das Kröhlestal

Die Wüstung Kröhles Chrölingin, Crewelingen (Krölingen, Krähles; Kröhlies) bei Benshausen ist in den ältesten Lehnbüchern 1330 und 1340 erwähnt, die Walter zur Verfügung stellte und den Namen erklärte. Später stellte man fest, dass Namensendungen wie - ingen meist auf Insassenbezeichnungen hinweisen. (Zickgraf nannte diese Wüstung später Kröhles; Witter Krähles. Folgende Belege: 1330 in Chrölingin (HUB V, 128) 1340 K... / bzw. Crewelingen > StA Magdeburg A33RV2 nach Zickgraf 1944, 139) ( 1370 Crewlinger (Sch CLG UB S.70).

Man nennt die Gegend heute Kröhlis, was aber weder die Ursprungsbezeichnung noch die erste Bezeichnung nach dem Mittelalter war. Kröhlis ist falsch.
Ob Kröhles eine verlassene Siedlung ist, deren Menschen um 1340 von dort nach Benshausen zogen, wie es in allen Chroniken unserer Hobbyhistoriker zu Benshausen zu erfahren gab, ist nicht bewiesen. Ob es tatsächlich eine einst von Menschen bewohnte Flur war oder vielleicht nur eine Industriewüstung (Industriestandort, Bergbau mit damit in Verbindung stehender vorübergehender Besiedlung), ein einzelner Hof, eine bewirtschaftete Fläche (Acker, Weide...) konnte bisher noch nicht geklärt werden. Alle Historiker nach M.R. Berndt verweisen auf 1340 mit diesem Zusammenhang, jedoch leider immer ohne Quellenangaben.

In mir weckte erstmals 2009 die Neugier auf das, was hier einst einmal gewesen sein soll und die Lust mich zu einer Exkursion auf der Suche nach "Überresten" zu begeben. Weißt noch etwas darauf hin, dass dort einmal eine Siedlung stand? Es wird wohl schwierig sein heute noch Spuren zu finden. Woran erkennt man überhaupt Wüstungen in der Landschaft?
Wenn vor 1340 im Kröhles tatsächlich Menschen lebten, warum sollen sie ihre Behausungen aufgegeben haben? Was war das veranlassende Ereignis, für einen "Umzug" aller zur gleichen Zeit, wofür von heutigen Schreibern sogar eine genaue Jahreszahl genannt wird. Das ist eine unlogische Aussage. Woher haben heutige Berichter darüber ihre Informationen, die ohne Quellenangaben und unbegründet angegeben werden? Erklärungen und Beweise, fassbare Hintergründe als Wüstungsursache findet man doch nur in den Quellen selbst, ansonsten sind es Spekulationen. K. Weise erwähnt lediglich, dass sich Crevelingen 1340 im Besitz des Grafen von Henneberg befand. Leider auch ohne Quel-lenangabe. Weise erwähnt außerdem, dass die Crewelinger (Kröhliser) schon vor 1340 ihre Siedlung aufgaben u. nach Benshausen zogen. Er verweist also auf die ungefähre Jahreszahl aber auch auf eine Siedlung die aufgegeben worden sein soll. Warum nur bleiben gerade solche wichtigen Ereignisse ohne direkte Quellenangaben? Sollten sie tatsächlich der Wahrheit entsprochen haben, wär es doch sinnvoller genauere Informationen zu hinterlassen. Oder es sind und bleiben Spekulationen.

Um herauszufinden ob es dort tatsächlich eine menschliche Ansiedlung gegeben hat, müsste man unterschiedliche Aspekte in Betracht ziehen: Rodung ist ein Begriff in der Siedlungsgeschichte, die Kulturlandschaft, der Erdboden auf dem man lebte und  Nahrung abbringen musste, die geistlichen Grundherrschaften, Verwaltungsstrukturen, Wege (historische) und überhaupt hochmittelalterliche Siedlungsformen, Lebens- und Bauweisen. Das geht mir an dieser Stelle aber zu weit. Ich suche deshalb laienhaft nach übrig gebliebenen Resten. Natürlich erwarte ich nicht gleich eine Ruine oder freistehende Mauerelemente zu finden. Das wäre vor meiner Neugier längst von Erfolg gekrönt gewesen, sei es dem so.
Ich inspiziere erst einmal die Gegend in Richtung Benshäuser Schwimmbad, an der Kröhleser Quelle vorbei, die rechts von mir liegt. Das Tal ist ziemlich sumpfig. Es wird neben dem Hauptarm mittig von mehreren Wasserläufen durchzogen. Außer verschiedenen Baumgruppen, von deren eine so aussieht, als wäre sie künstlich geformt (evt. Rodung), weil sie sich irgendwie unnatürlich geometrisch in der Landschaft zeigt, sehe ich erst einmal nur Wiesen und Stufenhänge.

Dann stoße ich im Krölestal auf einen Grenz- oder Mark- oder Hutstein Nr. 83. Ehe ich diesen näher betrachten kann, muss das Gewässer überquert werden. Meine Neugier lässt mich nach weiteren Steinen Ausschau halten. Ich orientiere mich an der am Kopf eingehauenen Kerbe, die mir die Richtung weißt. Und tatsächlich finde ich fortlaufende Nummern, die sich südlich hinwärts erhöhen. Der markandeste Stein ist die Nr.92, darüber deutlich ein "K".
Es ist auch der einzige Stein in diesem Verlauf, an dessen Kopf nicht nur eine waagerechte Kerbe eigehauen ist. Dieser zeigt eine, sich in der Mitte zu zweien ausspreizende in Richtung Stein 91, dem zuvor. Außer der Zahl sind ein oder evt. auch 2, 3 Buchstaben eingehauen, „E"  und"K". Links neben dem vermuteten kleinen "E" sind Anzeichen u. auch Platz für einen weiteren Buchstaben, evtl. ein "A" oder ein "R"?  Könnte es die alte Grenze zwischen Altenfeld und Kröhles gewesen sein? Auf der rechten Steinseite scheint die Zahl 74 eingehauen.
Auf der Rückseite befindet sich ein Zeichen, was ich pers. für ein angedeutetes Geweih halten würde. Ist dieser Stein eine ehemalige Besitzanzeige des Adolf Kräger, welcher 1792 Besitzer des Aschenhofes war? Die Wetterfahne des alten Gebäudes am Aschenhof trug die Initialen A K. Oder sind es Kennzeichen des Herrn Kralach über den ich in einem anderen Kapitel berichtet habe?

Solche geschichteträchtigen Funde wurden ignoriert!


Es bleibt die Frage woher die Jahreszahl 1340 stammt, die von "Chronisten" unserer Zeit u. unserer Ortschaft, als genau die Jahreszahl benannt wird, in der die Menschen vom Kröhles nach Benshausen gezogen sein sollen. Da heißt es wörtlich: "Aufgabe der Wüstung Crewelingen im Alten Feld. Die Bewohner zogen nach Benshausen". Es ist natürlich nicht eine Wüstung aufgegeben worden. Eine Gegend wird ja erst zur Wüstung nach dem eine einst bewohnte oder bewirtschaftete Fläche bereits seit Jahren verlassen ist.
Damals Crewelingen heute Kröhles (nach Zickgraf) ist auch keine Wüstung in der Wüstung "Altevelt", heute "Alte Feld". Das würde bedeuten die gesamte Fläche des Kröhles befände sich innerhalb der Fläche Alte Feld bzw. würde es sich dann um eine Flur handeln, deren gleich zwei Namen vergeben wurden. Dem ist nicht so. Eher könnte sich das Feld zum Teil auf Kröhles befunden haben, dessen Fläche bis über die Grenze hinaus reichte.
Wenn es denn so gewesen sein soll, ist also "Alte Feld" eine Stätte minimal in und ansonsten außerhalb Kröhles gewesen oder gehörte zu dieser menschlichen Ansiedlung - nicht umgekehrt.

Karl Weise gibt an, dass sich Kröhles 1340 im Besitz des Grafen von Henneberg befunden habe. Das müsste nach Schleusinger Linie (ab 1274) dann Berthold VII (der Weise) *1272 gewesen sein, der bis zu seinem Tod im Frühjahr 1340 regierte.
Wie bereits oben erwähnt ist Kröhles in den ältesten Lehnbüchern 1330 und 1340 genannt: 1330 in Chrölingin (HUB V, 128) 1340 K... / bzw. Crewelingen > StA Magdeburg A33RV2 nach Zickgraf 1944, 139) (1370 Crewlinger (Sch CLG UB S.70). Gehörte mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Kröhles diese jetzige Wüstung um diese Zeit zur Gemarkung Benshausen, wäre Benshausen nicht erst 1337 erstmals belegt. Aber bei der späteren Lokalisierung nennt man die Flur Kröhles nur als eine Wüstung südlich bei Benshausen.

Altenfeld (Alteveylt, Altevelt)

Altenfeld wird als Wüstung bei Benshausen beschrieben, die sich bis Richtung Albrechts nach der Buchenwand erstreckt. In der Nähe oder dazugehörig wird der Heiligenberg und der Schwarzenberg erwähnt sowie das Kahlköfchen im Altenfeld befindlich. Es gehört heute zur Flur Albrechts. Das Kröhlestal grenzt auch am Altenfeld.

Lichtenau (Lichtenawe)

Die Lichtenau wird in der Geschichte erstmals 1267 als ein Dorf bei Suhl erwähnt. In einem anderen Schriftstück bei Schwarza. Der Begriff Lichtenaugrund wird als Gegend zwischen Benshausen und Ebertshausen erwähnt. Der Name Lichtenau taucht öfters als Ortsbezeichnung auf. Bsp.: "... Umgebung von Suhl mehrere Dörfer vom Grund auf verheert (Raubritter).. zerstört und seitdem nicht wieder aufgebaut wurden. ... So z.B. Dollmarsdorf, Traubendorf; Diemersdorf; Schwadendorf, Lichtenau bei Schwarza u.v.a....." (Schultes Dipl. Gesch. I. 346; Schultes hist. Beschr. I 149)
Aus einer Urkunde v. 31. Mai 1267 MCCLXVVII Henneberger Urkundenbuch 1, Band 5:
Graf Berthold v. Henneberg stellt einen Wiederverkauftsbrief über das Dorf Gunenheim, eine Mühle zu Schwarza und ein Lehngut zu Lichtenau aus.
Aus einer Urkunde v. 14.Sept. 1351 CCVII, Henneberger Urk.buch 1, Band 5:
Heinrich v. Tann erhält v. Grafen Johann zu Henneberg 60 Heller auf die Wüstung Lichtenau (Lichtinaw) als Schadensersatz für seine Leistungen i. Frankfurt.
Aus einer Urkunde v. 12.Januar 1343 CLXIX, Henneberger Urk.buch 1, Band 5:
Heinrich v. Tann, von Bischofer genannt, bekennt, dass Graf Heinrich v. Henneberg ihm die Wüstung Lichtenau (Lichtinasüwe) nebst anderen um 212 1/2 Pfund Heller versetzt habe.